„MAX PECHSTEIN. GESCHICHTE EINES MALERS“
Dokumentarfilm von Wilfried Hauke
(ca. 80 min. / 60 min. / 30 min. / DVD)
Logline
Max Pechstein war zu seiner Zeit der erfolgreichste Maler des Deutschen Expressionismus. Der 1881 im sächsischen Zwickau geborene Arbeitersohn blieb aber immer der Aussenseiter unter den Malern der Künstlergruppe „Brücke“, die heute weltweiten Ruhm geniesst. Erstmals wird in dem abendfüllenden Dokumentarfilm des Regisseurs Wilfried Hauke das abenteuerliche Leben Pechsteins in packenden Bildern erzählt. Der Film wird in Kürze von MDR, NDR und 3Sat ausgestrahlt und 2020 in mehreren Sprachen auf DVD erscheinen. Die umfangreichen Dreharbeiten fanden neben Zwickau in Paris, New York, Dresden, Hamburg, Berlin, Kiel und an italienischen und litauischen Küsten statt.
Am 5.12. wird der der Film „Max Pechstein. Geschichte eines Malers“ in Zwickau im Filmpalast Astoria seine Welt-Uraufführung haben. Weitere Premieren in Deutschland, England, Italien und in den USA werden folgen.
Der Film
„Max Pechstein – Geschichte eines Malers“ beginnt im Sommer 1909 an der Kurischen Nehrung. Der 28jährige Max Pechstein hat als Künstler seinen Durchbruch und findet bald darauf seine erste große Liebe, sein Modell und seine Ehefrau Lotte. Der weitere ‚Aufstieg‘ vom Arbeiterkind zum führenden Maler des deutschen Expressionismus wird von den Krisen und Katastrophen des 20. Jahrhunderts begleitet. Der Film zeigt auch die lustvollen und berüchtigten Eskapaden des Malers und die Liebe zu seiner zweiten Frau Martha.
Die hochwertig inszenierten Szenen mit dem Luxemburger Schauspieler Nickel Bösenberg als Max Pechstein sind mit Zitaten aus Pechsteins „Erinnerungen“ und Briefen unterlegt. Magisch anmutende Tanzszenen ergänzen die Spielszenen, es sind die ‚Phantasien‘ des Malers, die das Ballett-Ensemble des Theaters Plauen-Zwickau realisiert hat.
Auf der dokumentarischen Ebene begleitet die Kamera die Nachfahren des Malers und lässt sie ausgiebig zu Wort kommen. So wird die Suche der beiden Enkel Alexander und Julia Pechstein nach der wahren Geschichte hinter dem Mythos des ‚Außenseiters‘ Max Pechstein gezeigt. Der Film begleitet auch die Ur-Enkelin Dunja Pechstein nach New York, wo Pechstein nach seiner gescheiterten Südsee-Reise gelandet war und zwischen Migranten aus aller Welt für Monate festsaß.
Die Expressionismus-Expertin und Kunsthistorikerin Prof. Aya Soika, die mit ihren Forschungen zur Kunst der NS-Zeit und speziell zum Expressionismus international für Furore gesorgt hat, bezieht Stellung zu malerischen wie politischen Aspekten in Pechsteins Biografie.
Weitere am Film beteiligte namhafte Künstler sind der Schauspieler Axel Milberg (Kieler Tatortkommissar Klaus Borowski), der als Sprecher durch die Handlung führt – sowie der Pianist Caspar Frantz, der im Robert-Schumann-Haus in Zwickau extra für den Film Passagen aus Schumanns „Carnaval, Op. 9“ eingespielt hat.
Der international gefeierte Ballett-Choreopgraph John Neumeier äußert sich vor der Kamera zu Pechsteins Liebe für die „Ballett Russes“ und zeigt Passagen aus seinem eigenen berühmten Ballett „Nijinski“.
Inhalt
Der Film folgt Max Pechsteins Weg aus der bescheidene Herkunft in Zwickau zum führenden Maler des deutschen Expressionismus, indem er immer wieder seine Aussenseiterstellung gegenüber den Malern der „Brücke“ ins Zentrum stellt: so ihre gemeinsamen Malabenteuer mit Aktmodellen an den Moritzburger Teichen, was polizeilich verfolgt wird und besonders auf Pechstein zurückfällt. Oder ihr Zerwürfnis untereinander und derAusschluss Pechsteins aus der „Brücke“, weil er 1912 beim Erzfeind, der Berliner Secession ausstellt. Nolde und Kirchner bezichtigten Pechstein des Verrats und dass er ein schwacher Charakter sei. Doch wenige Jahre später wird er mehr Ausstellungen haben und mehr Bilder verkaufen, als jeder seiner expressionistischen Konkurrenten.
Max Pechstein liebt das Spontane und Natürliche und rebelliert mit seinen starken Farben gegen akademische Regeln und bürgerliche Normen. Was seine Malergefährten Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff mit ihrer unverfälschten Malweise auch tun. DochPechsteins Weg an die Spitze der künstlerischen Avantgarde in Deutschland ist von einer ganz besonderen Sehnsucht getragen. Er musste sich im aufkommenden industriellen Zeitalter von ganz unten aus dem sächsischen Arbeitermilieu in die bunte und schräge Welt der Ateliers, Cafés und Varietes emporarbeiten. Als Mensch und als Künstler.
Dabei hilft ihm z.b. 1906 der Sächsische Staatspreis, der ihn auf eine mehrmonatige Malreise nach Paris führt, in die führende Kunstmetropole der Zeit. Hier boomt das Vergnügen, aber es gibt auch Licht und Schatten, hier lauern Triumphe und Niederlagen. Pechstein, der neben seiner Lust zum Malen leidenschaftlich gern tanzt, geniesst das Amüsement und beginnt erste Tanzbilder zu zeichnen und zu malen. Die ungekünstelt und schnell hingeworfen wirkenden Bewegungsskizzen und Gemälde aus den einschlägigen Etablissements auch in Berlin werden zu Pechsteins ersten Markenzeichen – und zum Symbol seines weiteren Schaffens.
Nach der wegen des Kriegsausbruchs 1914 vorzeitig abgebrochenen Südseereise mit seiner ersten Frau Lotte muss Pechstein sich mittellos als Heizer und Arbeiter durchschlagen und wird nach seiner Rückkehr nach Deutschland zum Militärdienst eingezogen. Noch während des Ersten Weltkrieges beginnt er 1917 die Eindrücke seines Südsee-Paradies-Aufenthaltes künstlerisch aufzuarbeiten und nachzumalen, was durch die erzwungene Abreise verloren gegangen war. Es entstehen so viele Ölgemälde innerhalb eines Jahres wie nie zuvor und nie danach.
Die sogenannten Goldenen Zwanziger erlebt Max Pechstein wieder in Berlin: Das Bedürfnis nach leichter Unterhaltung und Ablenkung vom Alltagsgeschehen ist größer denn je, der Tanz nach dem allgemeinen Verbot während des Krieges endlich wieder offiziell erlaubt.
Er weckt ungeahnte Begeisterung und frische Lebenskraft.
Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten endet die für Max Pechstein überaus erfolgreiche Zeit der 1920er-Jahre, die sich nicht zuletzt in der Wahl zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und in der Anzahl der Ausstellungen manifestiert. Als „entarteter Künstler“ gerät er in den Folgejahren in eine prekäre Situation. Sein früherer Brücke-Wegbegleiter und „Leidensgenosse“ Emil Nolde denunziert ihn als „jüdisch-versippten Maler“, um sich selber bei den Nazis als „urdeutsch“ anzubiedern. Verkäufe durch Ausstellungen sind für Pechstein kaum mehr möglich, Arbeiten werden beschlagnahmt und zerstört.
Weitgehend zurückgezogen lebt er mit seiner zweiten Ehefrau Marta bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges an der Ostseeküste in Pommern und kehrt schließlich nach Berlin zurück. Wohnung, Atelier und unzählige Werke sind durch Bombenangriffe vernichtet. Ab 1945 lehrt er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Wieder malt Pechstein den Tanz, Erinnerungen an den Aufenthalt auf den Palau-Inseln Jahrzehnte zuvor, und zugleich das Aufbäumen letzter Vitalität und Leidenschaft eines Malers.
Endlich anerkannt stirbt er 1955 als einer der bedeutendsten Künstler des deutschen Expressionismus. Heute sind die Hauptwerke von Pechstein in den großen Museen der Welt und in einer ständigen Ausstellung im Max-Pechstein-Museum in den Kunstsammlungen Zwickau zu sehen.
Stab und Produktion
Buch & Regie Wilfried Hauke
Kamera Boris Malau
Musik George Kochbeck
Schnitt Maria Hemmleb
Sprecher Axel Milberg
Max Pechstein Nickel Bösenberg
Auftraggeber Max Pechstein – Urheberrechtsgemeinschaft
Kunstsammlungen Zwickau
Max-Pechstein-Museum
MDR und NDR
Produktionsleitung Fabian Preuss
Redaktion Alexander und Julia Pechstein,
Matthias Morgenthaler (MDR), Christoph Bungartz (NDR)
Produktion IDA Film & TV Produktion GmbH, Kiel
Premiere 5. Dezember 2019, Filmpalast Astoria, Zwickau
Kontakt Annika Weise annika.weise@zwickau.de
Alexander Pechstein alex@pechstein.de
Wilfried Hauke wilfried.hauke@idafilm.de
Fabian Preuss fabian.preuss@idafilm.de